Chronik des Möhnenvereins Fidelio

Geschichte der Vereinsführung

Nach dem Tod von Maria Schilling, die an Schwerdonnerstag verstarb, übernahm 1956 Helene Schüler den Vorsitz bis 1963. Von 1963 bis 1965 hatte Tilly Battes dieses Amt inne und von 1965 bis 1985 prägte Betty Göttinger die Vereinsgeschichte des Fidelio. Als „Tante Betty“ ist sie heute noch in aller Munde und wird immer in der Erinnerung der Möhnen bleiben. Von 1985 bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 führte Liesel Maßfeller den Fidelio durch alle Höhen und Tiefen. Unter ihrem Vorsitz wurde der Verein 1989 sozusagen selbstständig. Bis dahin waren die Möhnen der Karnevalsgesellschaft zugeordnet. 25 Jahre widmete sie ihrem Verein mit Herz und Hand. Auch sie werden wir nie vergessen. Seit 2010 wird nun der Verein von einem „offenen Vorstand“ geführt, also ohne erste Vorsitzende. Die Mitgliederzahl ist inzwischen auf stolze 340 Mitglieder angestiegen, der Mitgliedsbeitrag beträgt derzeit € 12,00/Jahr. Der alljährlich stattfindende Möhnenball am Schwerdonnerstag ist weit über die Grenzen Herschbachs bekannt und beliebt.

Es war 1950...

...als so langsam die Ereignisse des zweiten Weltkrieges verblassten. Zu dieser Zeit trafen sich Maria Schilling, Walli Schenkelberg, Maria Sauer, Margoth Päulgen und Alice Jericek immer bei Kulik’s in der Küche um dort zum Zeitvertreib Karten zu spielen und natürlich den neuesten Dorfklatsch zu diskutieren. Bei einer dieser Zusammenkünfte entstand die Idee eine Möhnengruppe zu gründen und einmal im Rosenmontagszug der Karnevalsgesellschaft mitzugehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Karneval in Herschbach überwiegend von Männern gestaltet.

Der Plan wurde prompt in die Tat umgesetzt und die Frauen gingen unter der Leitung von Maria Schilling couragiert von Haus zu Haus um weitere Damen für ihr Vorhaben zu gewinnen. Unter dem Thema sieben Zwerge zog diese erste Möhnengruppe in der Geschichte des Möhnenvereins als „Sieben Zwerge“ durch den Rosenmontagszug im Jahre 1950. In selbst genähten Kostümen, gebastelten Bärten und mit geliehenen Laternen von der damaligen Herschbacher Kleinbahn entstand der Möhnenverein Fidelio.

Maria Schilling wurde schnell zur ersten Vorsitzenden ernannt und immer mehr Frauen schlossen sich dem Verein an. Der Jahresbeitrag betrug zu dieser Zeit „ein Groschen“. Von nun an wurde der Herschbacher Dorfklatsch bei selbst gebackenem Kuchen entweder bei „Schewings“ oder beim „Hörnchen“ diskutiert.

Bereits 1951 wurde zum ersten Mal Schwerdonnerstag unter der Regie der Möhnen gefeiert. Im Umzug am Nachmittag sammelten die Damen bei den Geschäftsleuten Schnapsflaschen, damit sie beim anschließenden Kaffeeklatsch auch würdige Feiergetränke zur Verfügung hatten. Für die Geste der Geschäftsleute war man in dieser armen Zeit doppelt dankbar. Getrunken wurde überwiegend Doppelbock und Starkbier – das wissen ältere Möhnen heute noch zu berichten. Die Tradition des Flaschensammelns am Schwerdonnerstag wird auch heute noch fortgeführt.

Der erste Möhnenball, der ebenfalls bereits 1951 stattfand, wurde als Maskenball mit Tanzmusik ausgetragen. Allerdings damals bereits mit einem Elferrat, der auf der Bühne Platz nahm. Der in diesen Jahren entstandene Wibbeltanz ist heute noch manchmal Programmpunkt im Möhnenball.

In den darauf folgenden Jahren baute sich ein Programm für den Möhnenball in Form von Tänzen und Büttenreden auf, so dass der Ball schon längst nicht mehr nur aus Tanzmusik bestand, sondern schon ein richtiges Programm bot. Lilo Meinhardt, die damals auch das Amazonentanzcorps der Karnevalsgesellschaft trainierte stellte den Probenraum zur Verfügung und half natürlich auch gerne bei der Choreografie der Tänze.

1955 hatte der Verein mit Alice Jericek die erste amtierende Obermöhne. Symbolisch für diese waren der Florentinerhut und das Cape. Der erste Möhnenwagen bereicherte den damaligen Rosenmontagszug. Gerade mal 3 Möhnen hatten darauf Platz und hatte die Form eines Schiffes. Von nun an sollte es in jedem Jahr eine Obermöhne geben. Der Jahresbeitrag wurde von 0,10 auf 0,25 DM /Jahr erhöht. In etwa in dieser Zeit wurde auch der erste Möhnenausflug organisiert. Er führte Liesel Koch, Maria Sauer, Maria Elly und Alice Jericek damals an den Rhein. Alice Jericek erinnerte sich nur noch daran, dass sie sich nach einem sehr anstrengenden Tag im Rhein die Füße gekühlt haben.

Mitgliedersorgen hatte der Verein nicht. Immer mehr Frauen aus Herschbach, aber auch „Zogeroste“ aus anderen Ortschaften schlossen sich zu Möhnengruppen zusammen und studierten Tänze ein um den Möhnenball am Schwerdonnerstag mit ihren Beiträgen zu bereichern. Im Jahr 1966 gab es erstmals eine Generalprobe. Die damalige Obermöhne Anna Himmerich tat sich etwas schwer, frei vor Publikum zu sprechen und so führte man die Generalprobe vereinsintern ein. Diese Veranstaltung hat sich fest etabliert. Es ist der schönste Abend für die Möhnen, denn dann feiern sie ausgelassen, ohne repräsentative Aufgaben, unter sich bis in die Morgenstunden.

Die fünf jungen Frauen, die den Verein damals ins Leben gerufen haben, waren sich sicher nicht bewusst, welche Ausmaße ihre Idee haben würde. Aber wir alle können sicher sein, dass es in ihrem Sinne ist, die Ziele die sie damals hatten noch viele Generationen lebendig zu halten.

Diese Chronik wurde anlässlich des 50jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 2000 zusammengestellt und geschrieben von Alice Jericek und Manuela Paul – ergänzt 2012 von Katja Blaicher.

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